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Mit dem Seilkran bei der Wiedervernässung des Deininger Moores

Über den Einsatz von Seilkrananlagen wurde in dieser Zeitschrift schon viel geschrieben. Doch hier in der Nähe von Kleindingharting (Oberbayern) ist etwas anders: Es fehlen die Berge! Aber warum ist der Forstunternehmer Bernhard Alt dann mit seinem Valentini-Seilkran vor Ort?

Die hier ausgeführten Arbeiten gehören zum Bayern-Netz Natur-Projekt Deininger Moos, das die Wiedervernässung des Deininger Moores im südlichen Landkreis München im Rahmen des „Klimaprogramms Bayern 2020 – Teil Moore“ zum Ziel hat. Diese Maßnahme soll die Freisetzung von erheblichen Mengen Kohlendioxid und Lachgas verhindern (näheres dazu im Infokasten auf Seite 14). Die Vernässung wird durch Verschließen der Entwässerungsgräben erreicht. Dazu füllt man die Gräben abschnittsweise mit nichtmineralisiertem Torf und verdichtet diesen. Ohne weiteres Zutun funktioniert dies aber nur bei schmaleren Gräben, breite bedürfen ein wenig Unterstützung durch selbstgebaute Stauwehre: Pfähle, auch Piloten genannt, werden mit dem Bagger in den Grund des Grabens gedrückt und mit Querhölzern stabilisiert. Um das Verrotten des Holzverbaus zu verhindern, wird der Verbau aus Nadelhölzern mit Torf überfüllt und abschließend mit Vegetationssoden abgedeckt. Sind alle Gräben verschlossen, sollten sich die ursprünglichen Moorbedingungen rasch wieder einstellen.

Das ist ja alles schön und gut, aber was hat der Seilkran damit zu tun? Im Prinzip wäre die Wiedervernässung mit dem Verschließen der Gräben nämlich abgeschlossen. Das Problem dabei: Ein Großteil der Gehölze (hauptsächlich Fichten, Weiden, Birken, Pappeln) würde dann im Laufe der Zeit absterben. Das viele Totholz hätte zum einen negative Auswirkungen auf das optische Erscheinungsbild des Moores, das Verständnis der Bevölkerung für diese Naturschutzmaßnahme würde schwinden – heutzutage kann dies schnell das Aus für ähnlich geartete Vorhaben bedeuten. Zum anderen darf man die Waldbesitzer nicht vergessen, auf deren Grundstücken die Wiedervernässung stattfinden soll. Statt ihr Grundstück zu verkaufen oder zu verpachten, bekommen sie nun ihr Holz geerntet, kostenlos und zur freien Verfügung. Dafür verpflichten sie sich, auf ihrem Grundstück die Rückentwicklung zum möglichst unbeeinträchtigten Moor zuzulassen.

Mit dem Seilkran ins Flachland

Dank des hydraulisch teleskopierbaren Mastes lassen sich mit dem Valentini V850 lange Strecken ohne Stütze überbrücken – auch in der Ebene.Die Naturschutzmaßnahme wurde freihändig vergeben, den Zuschlag erhielt der Maschinenring Wolfratshausen. Auf einer benachbarten Fläche, die bereits im Herbst 2010 wiedervernäßt wurde, kamen Radmaschinen zur Ernte und Rückung zum Einsatz; in nicht oder nur wenig mit Gehölzen bestandenen Bereichen stieß man jedoch auf den sehr instabilen Moorböden auf stärkere Probleme. Wasserlöcher zeigen, daß diese Vorgehensweise im Moor schnell an ihre Grenzen stoßen kann. Hier kommt dann wieder der Forstbetrieb Alt aus dem schwäbischen Oberstdorf ins Spiel. Firma Alt arbeitet als Subunternehmer für den Maschinenring und hat ihren Valentini-Seilkran vom Typ V850 mitgebracht. Dieses Modell wird vom Hersteller ausschließlich als Lkw-Version gefertigt. Besonderheit ist der stufenlos hydraulisch teleskopierbare Turm des Kippmastgeräts, der bei Bedarf bis zu 17 Meter Höhe erreicht. So können mit dem Gerät kurze Distanzen auch ohne Stützen überbrückt werden, laut Bernhard Alt benötigt man oft erst nach 200 Metern die erste Stütze. 850 Meter Tragseil mit 22 Millimeter Durchmesser sind beim V850 an Bord. Das Zugseil ist zwölf Millimeter stark, auch hiervon hat der Seilkran 850 Meter gebunkert. Die Zugkraft beträgt bis zu 5,8 Tonnen. Außerdem gehören 1.400 Meter Rückholseil (Durchmesser elf Millimeter) zur Serienausstattung. Serienmäßig spendiert Valentini dem V850 zudem eine Montageseilwinde.

Eine kräftige Seilanlage mit hohem Mast verlangt nach einem Basisfahrzeug mit sicherem Stand. Bei Firma Alt übernimmt ein vierachsiger Mercedes-Benz Actros 4146 diesen Part. In Kombination mit den fünf Verankerungsseilen in 18 Millimeter Stärke steht der 455 PS starke Kippmast-Lkw bombensicher. Drei der vier Actros-Achsen sind angetrieben, die beiden vorderen aufgrund der hohen Beanspruchung zudem verstärkt. Die Hydraulikpumpe für die Seiltechnik wird über einen Nebenabtrieb vom Lkw-Motor angetrieben.

Im Deininger Moor fällen Waldarbeiter motormanuell fast das gesamte Holz, lediglich an den Moorrändern bleiben Wald-Kiefern stehen. Das Holz mit Stärken von etwa zwei bis 60 Zentimeter wird händisch für die Seillinien vorkonzentriert. Bei einem Abstand von rund 40 Metern werden auf den gut zwölf Hektar zehn Trassen für die gesamte Maßnahme benötigt. Mit dem Hochleitner-SMU-Laufwagen seilt ein Mitarbeiter der Firma Alt das Material an die Waldstraße. Dort nehmen Mitglieder des Maschinenrings Wolfratshausen das Holz in Empfang: Einer arbeitet mit einem Timberjack 1270 C auf, ein anderer rückt und poltert mit dem TBM-Forwarder. Aus dem anfallenden Holz bilden die beteiligten Unternehmen drei verschiedene Sortimente: sägefähig, Papier-/ Industrieholz sowie Energieholz; letzteres wird später an der Waldstraße gehackt.
Dank des Seilkrans kann die Maßnahme quasi wetterunabhängig durchgeführt werden. Zwar hat man die Arbeiten zwischenzeitlich witterungsbedingt zwei, drei Tage ausgesetzt, dies aber nur aus Rücksicht auf die Arbeiter, denen die Maloche bei übelstem Dauerregen erspart bleiben sollte.

Echte Hang-Profis

Bernhard Alt ist Jahrgang 1963 und seit 1990 im Forst tätig, vor acht Jahren machte er sich selbständig. Mit seinem Forstbetrieb setzt er zwei Valentini-Seilkrane ein, einmal den hier vorgestellten V850 sowie einen V600. Zudem halten die Schwaben zwei Radbagger mit Woody-60-Aggregat und einen Kettenbagger vor. Die acht Angestellten sind hauptsächlich in der Alpenkette zwischen Lindau und Schliersee im Einsatz – und da natürlich hauptsächlich im Steilhang. Im Büro hält Ehefrau Martina Alt ihrem Mann den Rücken frei und erledigt sämtlichen Papierkram.

Noch fließt das Wasser, doch schon bald werden die Entwässerungsgräben verschlossen.Bernhard Alt bezeichnet seinen Forstbetrieb als „Bergab-Spezialisten“, so hätten seine Leute alleine im letzten Jahr 30.000 Festmeter bergab gebracht. Von der Ganzbaum-Methode halten die Schwaben dabei wenig, in der Regel wird das Holz in Doppellängen, also acht oder zehn Meter, aus dem Berg geholt. Die wichtigsten Auftraggeber sind die Bayerischen Staatsforsten sowie mehrere Forstbetriebsgemeinschaften, zu etwa 80 Prozent arbeitet Firma Alt im Forstrevier Oberammergau. Nur zwischen Dezember und April gehen die Oberstdorfer unter die Vagabunden und arbeiten überall „da, wo kein Schnee liegt“, erklärt Bernhard Alt – und manchmal eben auch im Moor.

Jan Biernath

Weblinks:
www.b-alt-forstbetrieb.de
www.valentini-teleferiche.it
www.franzhochleitner.com


Projektbeschreibung: Wiedervernässung des Deininger Moores

Angesichts des sich ankündigenden globalen Klimawandels hat die Bayerische Staatsregierung am 17. Oktober 2000 mit dem „Klimaprogramm Bayern 2020“ ein konkretes, auf Bayern zugeschnittenes Handlungspaket beschlossen, mit dem die Hauptursachen der Klimaerwärmung gezielt angegangen werden sollen. Dazu stellt der Freistaat Bayern bis zum Jahr 2011 insgesamt 350 Millionen Euro zur Verfügung. Da entwässerte Moore große Mengen an klimarelevanten Treibhausgasen emittieren, kommt der Renaturierung von Mooren eine besondere Bedeutung zu.

Das Deininger Moor ist eines der ausgewählten Moore in Oberbayern, dem das Moorentwicklungskonzept Bayern eine hohe Entlastungswirkung für den Wasser- und Stoffhaushalt sowie sehr günstige hydrologische und Geländevoraussetzungen für eine Wiedervernässung bescheinigt. Eingebettet in die würmeiszeitliche Jungmoränenlandschaft hat sich im Gleißental, einem eiszeitlichen Gletscherstromtal, mit dem Deininger Moor ein ausgedehntes, landkreisübergreifendes Talversumpfungsmoor mit einem asymmetrischen Hochmoor entwickelt. Durch Vorentwässerung und überwiegend kleinflächigen Torfabbau sind Teilbereiche des Moores, insbesondere der rund 17 Hektar große Hoch- und Zwischenmoorkern, stark beeinträchtigt und in ihrer Funktion eingeschränkt. Neben direkten Schäden als Folge der Austrocknung und des Torfstichs bewirkt die Entwässerung die Mineralisation der Torfe durch Luftzutritt. In der Folge werden die ursprünglich festgelegten Spurengase Kohlendioxid und Lachgas freigesetzt, die maßgeblich zur Klimaerwärmung beitragen. Zudem führt die Entwässerung zum sukzessiven Verlust der hoch- und zwischenmoortypischen Vegetationsgesellschaften mit ihren seltenen, teils gefährdeten Arten, aufgrund deren Vorkommen dem Deininger Moor in bayernweiter Sicht eine mindestens überregionale Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz bescheinigt wird.

Zur Vorbereitung einer Wiedervernässung von Teilbereichen wurde im Jahr 2009 eine Maßnahmenplanung für den Hoch- und Übergangsmoorkern erarbeitet. Sie sieht die Räumung eines Großteils der Sukzessionsgehölze und den Verschluß möglichst aller Gräben durch Wehre auf vier Flurstücken vor. Im Oktober 2010 wurde bereits das nördlichste Flurstück im Eigentum des Bund Naturschutz in Bayern e. V. erfolgreich wiedervernäßt. Durch das Verschließen der Entwässerungsgräben mittels teils holzverstärkter Torfdämme wird das Lebenselixier Wasser wieder im Moor zurückgehalten, die Lebensbedingungen der moortypischen Flora und Fauna werden verbessert, der Torfschwund wird gestoppt. Die Eigentümer aller beteiligten Grundstücke haben ihr Einverständnis zur Durchführung der Maßnahmen erteilt.

Die aus Mitteln des „Klimaprogramms Bayern 2020 – Teil Moore“ geförderten Maßnahmen dienen dazu, die fortschreitende Degradation des Moorkörpers und damit eine weitere Freisetzung klimarelevanter Gase wirksam zu unterbinden. Durch die Wiedervernässung der vier Moorgrundstücke wird eine deutliche Klimaentlastung erwartet. Ihre Größenordnung liegt nach der Berechnung des Maßnahmenkonzepts bei insgesamt 320 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr.
Michael Wagner, Landratsamt München, Sachgebiet 6.3 – Naturschutz, Forstrecht und Landwirtschaftsrecht

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